Das junge Start-up Ivy Farm Technologies, eine Ausgründung der Universität Oxford, will das erste Unternehmen in Großbritannien werden, das kultiviertes Fleisch im kommerziellen Maßstab auf den britischen Markt bringt. Das Start-up plant, bis 2023 zunächst kultivierte Würstchen gefolgt von Fleischbällchen und Beefburgern einzuführen und möchte bis 2025 bis zu 12.000 Tonnen Zuchtschweinefleisch pro Jahr produzieren.
Das Start-up hat bereits eine Spendensammlung mit dem Ziel von 16 Millionen Pfund gestartet, um eine Pilotanlage für Forschung und Entwicklung zu errichten. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zur kommerziellen Produktion von kultiviertem Schweinefleisch in Großbritannien. Ivy Farm möchte damit den gravierenden Umweltauswirkungen der konventionellen Tierhaltungsindustrie entgegenwirken.
Es wird geschätzt, dass die Fleisch- und Milchindustrie für knapp 18 Prozent aller weltweit erzeugter Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Dennoch wird prognostiziert, dass die globale Nachfrage nach Fleisch um weitere 70 Prozent bis zum Jahr 2050 ansteigen wird, da die Weltbevölkerung bis dahin auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen könnte.

Ivy Farm glaubt, dass kultiviertes Fleisch die Antwort ist, da es qualitativ hochwertig ist, ohne Schlachtung auskommt und einen deutlich geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck hat. Start-up-Mitgründer Russ Tucker kommentiert: „Wenn man sich die Welt um uns herum ansieht, ist die Art und Weise, wie wir derzeit Lebensmittel produzieren und konsumieren, nicht nachhaltig. Schon jetzt wird fast die Hälfte der weltweiten Ernte für die Fütterung von Nutztieren benötigt und das wird nur noch zunehmen. Kultiviertes Fleisch ist der Königsweg – durch modernste Technologie können wir echtes, hochwertiges Fleisch anbieten und gleichzeitig den Planeten retten.“
Der gentechnikfreie Produktionsprozess von Ivy Farm nutzt eine Technologie, die an der Universität Oxford entwickelt wurde. Eine kleine Anzahl von Zellen wird einem Tier entnommen und in einen Bioreaktor gegeben. Die Zellen werden einer perfekten Mischung aus Vitaminen und Nährstoffen ausgesetzt, damit sie sich vermehren und in nur drei bis vier Wochen Fleisch produzieren. Das System ist kontinuierlich – so können Muskeln und Fett geerntet werden, ohne die darunter wachsenden Zellen zu stören. Ivy Farm ist davon überzeugt, dass seine Technologie aufgrund eines einzigartigen „Gerüstsystems“, in dem die Zellen wachsen, einen Wendepunkt darstellt.
Das Unternehmen befindet sich bereits in Gesprächen mit der Food Standards Agency, die das kultivierte Fleisch genehmigen muss, bevor es in Großbritannien in den Verkauf gehen kann. Rich Dillon, Geschäftsführer von Ivy Farm, sagte, dass das Unternehmen auch mit den Aufsichtsbehörden in anderen Teilen der Welt sprechen will.
Singapur war das erste Land der Welt, das im Dezember 2020 kultiviertes Fleisch für den Verkauf zugelassen hat. Experten glauben, dass kultiviertes Fleisch bis zum Jahr 2040 rund 35 Prozent des gesamten Fleischkonsums ausmachen könnte.
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